Fleischbrühe nach Münsterländer Art (Westfalen)
Für
4
portionen
Zutaten
750 g Rindfleisch; zum Kochen
1 Suppenhuhn; jung
1 Markknochen; evtl. mehr
2 l Wasser
1 EL Salz
1 Stange Porree
1 Möhre
1 Scheib. Sellerie
SIEHE AUCH: Münsterländer Zwiebelsauce
Das Wasser mit dem Salz zum Kochen bringen und dann erst das Fleisch ins Kochwasser geben und 90
Minuten bei geschlossenem Topf kochen.
Gelegentlich abschäumen.
Kleingeschnittenes Gemüse hinzufügen und weitere 15 Minuten kochen lassen bis das Fleisch weich
ist.
Das Fleisch aus der Brühe nehmen, das Rindfleisch in Scheiben schneiden und das Suppenhuhn in
grosse Stücke teilen. Die Fleischstücke kommen wieder in den Topf, werden aber erst nach der Suppe
mit Zwiebelsauce aus dem noch warmen Suppenteller gegessen.
Als Suppeneinlage werden Blumenkohlröschen, kleine Nudeln, Eicherstich und/oder Markklösschen
mitgegart.
Dazu eine nette Geschichte:
Wer schon einmal eine typische Hochzeit im Münsterland mitgemacht hat, weiss, dass nach dem
Kaffeetrinken der Abend mit dem gemeinsamen Hochzeitsessen beginnt. Der fremde Gast wird plötzlich
von den Klängen der anwesenden Musikkapelle erschreckt, da sie, nicht wie man vermuten könnte, nun
zum Tanz aufspielt, sonder sehr feierlich und getragen, das "Grosser- Gott-wir-loben-Dich" anstimmt.
Nun darf gerätselt werden, ob dieses Gotteslob sich auf die Tortenpracht der Kaffeetafel bezieht oder
schon vorgezogene dankbare Begeisterung ist für das, was gleich folgt.
Nun, ich neige dazu, letztere Vermutung als Grund für das emphatische "tedeum" anzusehen, lässt
doch schon die Körperhaltung der anwesenden Herren vermuten, dass es die kräftige, heisse
Fleischbrühe und das anschliessende Fleisch mit Zwiebelsosse ist, denen der feierliche Chorgesang gilt.
Da nämlich die Suppe noch während des Gesanges in die Teller gefüllt wird, lässt die Art, wie die
Männer die Hände falten - die Hände sind etwa 20 bis 30 Zentimeter unterhalb des Bauchnabels
positioniert, wobei die Handinnenflächen leicht nach schräg vorne gerichtet werden - vermuten, dass
diese Gebetshaltung weniger dem üblichen ritüllen Falten entspricht, als vielmehr besonnener Schutz
wichtiger Teile gegen das Ueberschwappen allzu heisser Suppe ist. Allerdings ist es ein Gerücht, dass
die männlichen Gäste, die das Auftragen der Suppe schadlos überstanden haben, besonders
inbrünstig das Lob des Herrn singen.
Auch in Gräs, einem kleinen westmünderländischen Ort wurde Hochzeit gefeiert und Nachbarjungen
waren aufgeboten, beim Auftragen zu helfen. Nun war es an Bennad (Berhard), dem Pastor die
Zwiebelsauce anzureichen. Da er das aber nicht jeden Tag macht, war er auch ein wenig aufgeregt, und so
kam es, dass er dem guten Mann eine gute Kelle "Siepelsauce" über die Hose goss. Der Pastor sprang
auf, schaute ganz hellig, wie man im Münsterland sagt, und wollte den Jungen massregeln, als dieser
dröge antwortete: "Och, Pastor,
goaht mon weer sitten, wi hebt Sauze genog." Tatsächlich ist aber der Zwischengang, nämlich das
Fleisch mit der Zwiebelsosse, und hier wieder die Zwiebelsosse, ein unbedingtes Muss jeder
münsterländischen Hochzeit. Ich glaube, man würde dem Paar eher verzeihen, wenn die Kaffeetafel
ausfallen würde, als dass es kein "Suppenfleess med Siepelsauce" geben würde. Auch die weitere
Speisenfolge ist nur noch von zweitrangiger Bedeutung, wenn es nur als Dessert wieder eine Herrencreme
gibt. Dazu aber eventüll später mehr.